Baikalplan - Jahresbericht 2007
Great Baikal Trail 2007
• Camps
Licht und Schatten gab es auch in diesem Jahr. So erfolgreich und professionell inzwischen die alljährlichen Sommer- und Wintercamps organisiert werden, so ungelöst sind weiterhin konzeptionelle und vor allem strukturelle Fragen. Allerdings haben einige junge Aktive wirklich Verantwortung übernommen und sich kräftig engagiert, so dass sich GBT in der Zukunft vielleicht sogar zu einer etwas weniger hierarisch strukturierten Organisation entwickelt. Zudem benötigen natürlich konzeptionelle Fragen, insbesondere wenn drei völlig unterschiedliche kulturelle Kreise (Russland, Deutschland, USA) aufeinander treffen Zeit, denn zuallererst muss Verständnis und Vertrauen für die jeweils andere Meinung aufgebaut werden. Abseits dieser Probleme sowie der üblichen Schwierigkeiten bei der Beantragung und Ausstellung von Einladungen, verlief sowohl das erste Wintercamp, als auch die Sommercamps sehr erfolgreich. Highlights waren sicher die Camps in Bargusinsky Sapovednik sowie im Dscherginsky Reservat. Regionen in die man als normaler Besucher nur schwer kommt. Im Vordergrund stand hier deshalb auch weniger der Bau von Wanderwegen, sondern bei den dortigen Mitarbeitern bzw. Bewohnern überhaupt etwas Bereitschaft für derartige Kooperationen aufzubauen.
• Nachtreffen in Erfurt
Nachdem das Hotel in Brotterode die Preise angehoben hatte, haben wir uns in Erfurt - ebenfalls ungefähr in der Mitte Deutschlands und verkehrsmäßig gut angebunden - etwas näher umgesehen. Die Hostels sind zwar nicht unbedingt sehr viel billiger, aber es gibt eben auch sehr günstige Dorms für den kleinen Geldbeutel. Anliegen war weiterhin, das eigentliche Treffen etwas exklusiver und ohne Restaurantatmosphäre zu gestalten. Die Resonanz gab uns recht: Mit ca. 50 Teilnehmern kamen so viele wie noch nie, die Stimmung war super und nach unserer Einschätzung war der gegenseitige Austausch, im Gemeindesaal der St.-Thomas-Kirche sehr viel intensiver. Das hervorragende Küchenteam (Katharina, Thomas und Tina) rundete das Herbsttreffen auch geschmacklich vortrefflich ab - besten Dank!
• Aljona in Deutschland - Kommunikation zwischen GBT und Baikalplan
Nach fünfjähriger Zusammenarbeit zwischen GBT und Baikalplan ist es Anfang 2008 endlich gelungen, eine der rührigsten Mitstreiterinnen des GBT-Projekts, Aljona Marjasowa aus Sewerobaikalsk, auch einmal nach Deutschland einzuladen. Im Zuge der Struktur-, Kommunikations- und Abgrenzungsschwierigkeiten (neue Mitarbeiter, unklare Zuständigkeiten, abweichende Zielvorstellungen, ...) zwischen GBT Ulan-Ude und GBT Irkutsk und der unklaren Rolle, die Baikalplan weiterhin spielen sollte, war ein solcher Schritt im Sinne des Projekts dringend notwendig.
Nach 6 Wochen Dresden, vielen Gesprächsrunden mit einzelnen Mitgliedern des BP oder dem Vorstand, intensivem Arbeiten an dem neuen gemeinsamen Projekt FACT (siehe 1.5), Ausflügen und Weiterbildungsangeboten wie der Besuch von verschiedenen Hostels in DD, der Sächsischen Schweiz, diverser Kneipen und Vorträge (Vorstellung des GBT-Projekt und Baikalplan auf dem FÖJ-Seminar der Grünen Liga und beim Deutsch-Russischen Kulturinstitut) sowie dem ersten Baikalplanstammtisch im Gewölbe des Oosteinde haben wir Aljona wieder nach Russland "entlassen"; beidseitig optimistisch und mit dem guten Gefühl, dass wir auch die aktuellen Probleme meistern werden.
Aus unserer Sicht am dringensten ist hier die Frage, wie es gelingen kann, den GBT nicht nur um seiner selbst zu bauen, sondern ihn der globalen Hiker-Community in deren Foren (Wegebeschreibungen im Internet, in Büchern, in Karten) und in den gängigen Standards (Wegemarkierungen) zugänglich zu machen. Ein Ansatz zur Lösung kann hier sein, jedes Jahr mindestens ein Camp so auszustatten, dass eben diese Arbeiten erfolgen können und nicht zusätzlich von den GBT-Leuten in Russland geleistet werden müssen. Aljona hat diese Überlegungen mitgetragen und wird sie nun in Russland vermitteln.
Ein Memorandum of Understanding zwischen der Great Baikal Trail NGO und Baikalplan soll uns zudem die Ziele des gemeinsamen Projekts Great Baikal Trail immer einmal wieder vor Augen halten, wohlwissend (?!), dass auch in Zukunft viele Wege zu dessen Umsetzung an den Baikalsee führen werden und wir - um im Bild zu bleiben - fortlaufend Rastplätze und Wegbesprechungen werden einlegen müssen, um gemeinsam unsere Pläne umsetzen zu können.
Auf den Weg fürs Projekt gegeben haben wir Aljona nicht zuletzt auch eine konkrete Arbeitshilfe: ein gebrauchtes Laptop, besonders im Hinblick auf...
• Frolikha Adventure Coastline Track (F.A.C.T)
Hier gebührt zunächst und vor allem anderen Frank Fiedler für seine professionelle Umsetzung der Projektbeschreibung - mehrere DinA 0-Karten des Gebiets mit detallierter Beschreibung des Wegebaus - Ruhm und Dank! Damit liegt nun eine erste umfassende Grundlage für die weitere Erkundung und spätere Umsetzung des Wegebauprojektes vor. Bei der ersten Vorstellung gegenüber unserer Partnerorganisation in Irkutsk haben wir zuerst ziemliche Verwunderung erzeugt, ist es doch völlig unüblich Projekte auf diese Art und Weise anzugehen. Zugleich gab es heftige Diskussionen um unseren Ansatz, den Weg auf niedrigstem Niveau, dafür aber innerhalb eines Jahres komplett auszubauen. Hier sah man große Konflikte mit den eigenen Ausbaustandards, die aus unserer Sicht bereits seit Jahren nicht standortabhängig angepasst werden, ein Grund weshalb wir F.A.C.T. angestoßen haben. Alles in allen sind die Positionen jedoch nicht unvereinbar. Nachdem im Sommer eine zweite Gruppe mehrere unklare Abschnitte, insbesondere in der Frolikhabucht sowie den Abschnitts zwischen Ajaja und Chakussy erkundet haben, können wir nun in die Detailplanung gehen. Zudem müssen nun intensive Gespräche mit allen betroffenen und zustimmungspflichtigen Einrichtungen und Organisationen geführt werden, damit mgl. bereits im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen werden kann.
• Exploration am Nordostbaikal
Auf den Pfaden des zukünftigen Great Baikal Trail wanderten im September 2006 11 Mitglieder des Baikalplan e. V. und Freunde an den Ufern des Nordostbaikalsee vom Delta der Verchne Angara bis zur Ajaja-Bucht. In allererster Linie, um ein (evtl. vom BMU gefördertes) Projekt auszuloten, dass es später erlauben soll, eine Mehrtageswanderung in der bisher wenig besuchten Region umzusetzen, in zweiter Linie natürlich zur eigenen Rekreation, Entspannung und Neuentdeckung der alten Liebe Baikalsee, detaillierter nachzulesen hier>>>
• Young Leader Seminar (YLS) "Die Koexistenz von Industrie und Ökologie - Der Baikalsee und seine Bedeutung für die Region" 18.-24. Juni, Irkutsk
Ein gemeinsames Projekt mit dem Deutsch-Russischen Forum stand schon lange auf unserer Wunschliste. Insofern kam der Anruf von Sybille Groß im Büro gerade recht, wenngleich trotzdem überraschend. Vor allem aber war es blanker Zufall, dass Tom im ansonsten selten besetzten Baikalplanbüro reingeschneit war. Das Programm des YLS wurde maßgeblich nach unseren Vorschlägen sowohl hinsichtlich der Themen als auch der Personen gestrickt, da sich die Projektleiterin mit den Problemen am Baikalsee nicht so vertraut sah wie wir. Letztlich konnten mit Tom und Frank Fabian auch zwei unserer Mitglieder daran teilnehmen.
Neben offiziellen Terminen hatten wir versucht, das Thema des Seminars mit möglichst vielen Beispielen aus der Praxis zu untermauern. Vorgestellt wurden deshalb neben dem GBT-Projekt auch das Projekt Baikal City, die Aktivitäten von Ikea und TNK BP sowie aktuelle Umweltprobleme.
Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Teilnahme ist die Mitgliedschaft im Clubforum, der Vereinigung aller bisherigen Teilnehmer an den Young-Leader-Seminaren des Deutsch-Russischen Forums. Im Forum selbst wird das Seminar als eines der gelungensten eingeschätzt, dass jemals stattgefunden haben.
• Internationale Tourismusbörse in Berlin (ITB) 2007
Erstmals unterstützte wir in diesem Jahr gemeinsam mit dem Designer Thomas Kehr der Potsdamer Agentur hellograph die Irkutsker Agentur für Tourismus bei der Präsentation des Irkutsker Oblast auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Leider erfolgte die Koopertionsvereinbarung und die Weitergabe notwendiger Informationen typisch russischen in allerletzter Minute, so dass die Gestaltung und Produktion des Messestandes sowie zweier Flyer extrem kurzfristig realisiert werden mussten. Trotzdem war die Präsentation ein großer Schritt nach vorn und wir hoffen, im nächsten Jahr etwas langfristiger planen und arbeiten zu können.
• Fotodatenbank www.omool.com
Nachdem das Projekt einer Fotodatenbank lange Zeit auf Eis gelegen hat, steht es nunmehr kurz vor seiner Fertigstellung. Geplant ist, zu Beginn eine kleinere Auswahl aus unserem zahlreichen Fotomaterial online zu stellen und zu versuchen, die Datenbank an andere, bekanntere Anbieter anzugliedern. Aus diesem Grund planen wir die Fotodatenbank auch wirklich als eine reine online-Fotosammlung. Bei Interesse müssen sich die potenziellen Kunden dann direkt an uns wenden und es wird keinen automatisierten Bestellvorgang geben.
Hauptanliegen der Datenbank ist, unseren Bekanntheitsgrad weiter zu steigern und das vorhandene Fotomaterial stärker zu nutzen bzw. zu vermarkten.
Ausstellung: Unsere Russen Unsere Deutschen
• Trotz unserer noch recht übersichtlichen Historie haben wir es bereits ins Museum geschafft. Vom 8. Dezember '07 bis 2. März 2008 war unser Diashow-Plakat sowie unser Poster/unser Flyer für die Russkaja Diskoteka in einer Ausstellung des Museums Karlhorst im Schloss Charlottenburg in Berlin zu sehen. Ziel der Ausstellung war es, anhand von Fotos die gegenseitige Wahrnehmung und Darstellung von Deutschen und Russen in den letzten 200 Jahren darzustellen. Im Anschluss wird die Ausstellung im Historischen Museum Moskau zu sehen sein.
HP vor Ort - Mitarbeiter engagieren sich
• Bei der Verlosung zunächst noch leer ausgegangen, haben wir dann aber einen der Sonderpreise für besonders tolle Projekte bekommen und besitzen nun einen HP Office-Farbtintenstrahldrucker inkl. Kopierer und Fax. Ganz herzlichen Dank also an HP und natürlich Frank Fabian, den engagierten Mitarbeiter vor Ort!
Auszeichnung der Robert Bosch Stiftung für bürgerschaftliches Engagement
• Es war bereits unsere zweite Bewerbung bei der Stiftung mit dem GBT-Projekt und auch in diesem Jahr gehörten wir, wie schon 2005 zu den Preisträgern. Zur Preisverleihung in den Festsaal des Hamburger Rathauses waren 15 Projekte eingeladen; zu einem Geldpreis hat es jedoch für uns leider auch diesmal nicht gereicht. Hilfreich für unseren Bekanntheitsgrad und wirklich sehr schön geschrieben ist eine zeitgleich erschienene Broschüre über alle preisgekrönten Projekte.
Finanzen
• Die Finanzsituation des Baikalplan ist unverändert stabil. Gesteigert werden konnten sowohl die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Bußgeldern. Nahezu konstant verlief der Verkauf von Landkarten in unserem Shop. Bemerkbar machte sich natürlich der in 2007 fehlende Kalender sowie die Markteinführung der Baikalseekarte aus dem Reise-Know-How-Verlag, die jedoch durch ein breiteres Sortiment ausgeglichen werden konnten.
Claudia Nikol/ Tom Umbreit
Dresden, den 16. Juli 2008