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Baikalplan - Jahresbericht 2006

1. Projekte

Nikita Bentscharov und Kindertheatergruppe auf Deutschlandtournee auch in Dresden

Vom 30. April - 2. Mai wurden die Dresdner Mitglieder des Baikalplan e.V. von 10 russischen Mädchen, einem Jungen und ihren Begleitern Nikita Bentscharov sowie Grigori Kandarin von der Insel Olchon "überfallen". Nikita - der Macher seiner Heimatgemeinde Chuzir auf Olchon - reiste mit den Jugendlichen durch Polen, Deutschland und nach Paris, um sie ein Stück "westliche Welt" schnuppern zu lassen und Eindrücke jenseits ihres Dorfes zu gewinnen. Als Dankeschön führten sie in allen Stationen das selbst erdachte und einstudierte folkloristische Theaterstück "Ewiger Zyklus" auf; in Dresden waren die Pillnitzer Weinbergkirche und ihre Festbesucher zum 1. Mai Zeugen der Aufführung. Zu den unbestrittenen Höhepunkten gehörten weiterhin der vielstimmige "Katjuscha-Gesang" der Mädels auf der nächtlichen Alaunstraße, eine Wanderung in die Sächsische Schweiz zur Bastei sowie die Ferienlageratmosphäre in der Nikol'schen Wohnung, in der alle 10 Mädels und Betreuerin für 3 Tage übernachteten.

Great Baikal Trail 2006

Personalwechsel - Generationenkonflikte
Das GBT-Jahr 2006 war geprägt von Schwierigkeiten auf verschiedensten Ebenen. Zum einen geriet die Kommunikation zwischen GBT-Russland und GBT-Deutschland durch den Weggang von Ariadna Reida in die USA erheblich in Schwierigkeiten, weil zunächst keine ähnliche Führungsfigur auszumachen war. Dieses Problem besteht eigentlich bis zum heutigen Tag: Die Leute vor Ort sind hoch motiviert, aber zugleich auch noch relativ jung und unerfahren, so dass sie über die Projekte hinaus nur eingeschränkt Strategien zur Entwicklung des Gesamt-GBT-Konzepts entwerfen. Im Vordergrund steht nach wie vor das "Bauen". Durch die Lücke, die Ariadna hinterließ, kam es auch zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den innerrussischen Organisatoren in Irkutsk und Ulan-Ude. Die fast 60 Teilnehmer haben davon nur wenig mitbekommen, denn die Organisation und Durchführung der Camps lief ähnlich erfolgreich wie im Vorjahr. Probleme gab es lediglich beim rechtzeitigen Versand der Einladungen sowie gleich beim ersten Camp in Narin Atsagat.

neues GBT-Büro soll Hostel werden
Zu den personellen Schwierigkeiten gesellten sich die in Russland üblichen Probleme mit der dauerhaften Anmietung von Räumen bzw. dem Etablieren eines Geschäfts. So zog das GBT-Büro im September 2006 wieder einmal um und will sich nunmehr zu einem "Büro mit Schlafgelegenheit" entwickeln.

Teilnehmer-Baikalplan-Kommunikation
An den Teilnehmern konnte man in 2006 deutlich merken, dass das Bedürfnis nach Kommunikation sicher auch durch die gute Informationsaufbereitung seitens Baikalplan rückläufig war. Im Ergebnis kam es kaum zu erfolgreichen Kontakten mit den Campteilnehmern, was sich besonders nachteilig auf die Zahl der im Anschluss zu verfassenden Erfahrungsberichte auswirkte.

Fußballweltmeisterschaft
Etwas unerwartet kam der massive Einbruch bei den Anmeldungen für die Camps im Juni/Juli für uns ja schon, hatten wir doch gedacht, die potenziellen GBT'ler sind eher nicht die ganz großen Fußballfans. Aus diesem Grund mussten fast alle Camps zu Beginn der Saison abgesagt werden, ab Mitte Juli waren die Camps aber wieder belegt.

Highlight Brückenbau in Chakussy: Bridge of Friendship
Von den Schwierigkeiten zu den Highlights: Schon 2005 entstand die Idee für einen Brückenbau auf einem GBT-Abschnitt am Nordostbaikal. Zwei sowohl Russland als auch ingenieurtechnisch und GBT-erfahrene Teilnehmer aus Deutschland leiteten schließlich die Arbeiten, die man unter www.baikalplan.de besichtigen kann.

Exploration am Nordostbaikal
Auf den Pfaden des zukünftigen Great Baikal Trail wanderten im September 2006 11 Mitglieder des Baikalplan e. V. und Freunde an den Ufern des Nordostbaikalsee vom Delta der Verchne Angara bis zur Ajaja-Bucht. In allererster Linie, um ein (evtl. vom BMU gefördertes) Projekt auszuloten, dass es später erlauben soll, eine Mehrtageswanderung in der bisher wenig besuchten Region umzusetzen, in zweiter Linie natürlich zur eigenen Rekreation, Entspannung und Neuentdeckung der alten Liebe Baikalsee, detaillierter nachzulesen hier>>>

GBT-Nachtreffen in Brotterode
Das erste Novemberwochenende ist in den Kalendern der Baikalplaner seit drei Jahren fest für das Nachtreffen der Campteilnehmer blockiert. Dennoch muss man auch hier feststellen: Die Zahl der Interessierten ist zurückgegangen: ein Phänomen von 2006 - in der die Fußball-WM auch schuld am Teilnehmermangel bei den Juni-Camps war? Wir werden sehen… Ansonsten gelungen, familiär mit exotischen Abstechern zu Projekten in Kamtschatka und der Hängebrücke von Chakussy.

Ausblick: erstes Winterprojekt
Auch wenn dieser Bericht zumindest anfangs eher so klingt, als wäre das GBT-Projekt arg am Wanken und Schwanken, geben alle Enthusiasten nicht auf. Zu denen gehören auch wir und unterstützen selbstverständlich das erste GBT-Wintercamp in Sewerobaikalsk.

Wegemarkierung
Im Moment entwickeln wir gemeinsam mit GBT in Irkutsk ein Konzept, wie bereits fertiggestellte Wegabschnitte zukünftig besser markiert werden können. Ab Sommer soll insbesondere der Startpunkt des GBT in Listwjanka leichter zu finden sein. Die Finanzen für die Schilder können aus extra für das GBT-Projekt eingegangenen Spenden bestritten werden. Vielen Dank!

2. Baikalplan-Partner und Zukunftsmusik

Baikalwave-Konferenz "Nachhaltiger Tourismus am Baikalsee in Irkutsk"

• Begonnen hatte eigentlich alles mit der UNESCO-Konferenz "10 Jahre Weltnaturerbe Baikalsee" im September 2006, bei der die parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums (BMU) die Eröffnungsrede hielt und im Zuge der Konferenz sehr viele Versprechungen und Erklärungen für eine Unterstützung der Region in den Bereichen Marketing und Kommunikation eines nachhaltigen Tourismus abgab. Auch ein Termin mit Baikalwave, der international bekannten lokalen NGO, fehlte nicht im Programm und so war es nur eine logische Schlussfolgerung, dass Baikalwave zwei Monate später eine lokale Konferenz aller im Tourismus Aktiven einberief, mit dem Ziel der Vernetzung und....

Kooperationsprojekt mit dem Bundesumweltministerium (BMU)

• Angeregt durch den Auftritt der Parl. Staatssekretärin Klug auf der UNESCO-Konferenz "10 Jahre Weltnaturerbe Baikalsee" nahmen wir Kontakt zum BMU auf und legten ein Ideenpapier zur Umsetzung der Absichtserklärungen Klugs vor, mit dem Ziel, dem BMU unsere Veröffentlichungen in punkto GBT-Wanderungen etc. als eben diese Marketing-Beratung für die Region anzubieten und ggf. mit dem Gouverneur des Irkutsker Oblast auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin zu präsentieren. Zunächst aber Fehlanzeige, da das Projekt als "zu Tourismus-orientiert" einzustufen sei und das BMU eher "kleine, feine NGO-Projekte" wie z. B. den Weiterbau des GBT unterstützen würde. Nun, auch gut. Auch dazu hatten wir umgehend eine Idee: Wir bieten dem BMU unser Sommerwanderprojekt am Nordostbaikal 2006 als Präsentationsplattform und Aushängeschild an und versuchen so, die Gelder für den Bau, dessen Koordination und dazu gehörende Veröffentlichungen "mit Vorbildcharakter" finanzieren zu lassen. Wenn das Projekt bewilligt wird - und davon gehen wir stark aus - dann werden wir 2008 in ca. 4 Camps ca. 50-60 Kilometer GBT neu und sanft (also ohne große Eingriffe in die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft!) erschließen - nicht nur ein Prestigeobjekt für das BMU, sondern auch eine Chance für die Sewerobaikalsker GBT-Gruppe und nicht zuletzt Trekker, die ein bisschen mehr als Listwjanka sehen wollen.

Irkutsker Administration, der Baikalsee und Baikalplan auf der ITB

• Angeschoben durch die überzeugende Baikalplanpräsentation von Tom und Frank Fabian (er ist ganz neu dazu gekommen und gleich mit Volldampf eingestiegen) auf der Baikalwave-Konferenz im Dezember 2006 ergab sich auch einer der wohl wichtigsten Termine in der gesamten Baikalplan-Geschichte: ein Treffen mit dem Vizegouverneur des Irkutsker Oblast, Pavel Vibe. Tom und Frank überzeugten auch ihn von der Idee, dass der Baikalseeregion international ein professionellerer Auftritt zur Ankurbelung des Tourismus gut tun würde und ließ sich von den konkreten Vorschlägen zur Umsetzung anstecken. Sofort wurde ein Termin mit der Tourismusbehörde und wichtigen Partnern des Irkutsker Konferenz- und Businesszentrums vereinbart und zeitnah (wenige Stunden später) durchgeführt. Um nicht im Theoretisieren stecken zu bleiben, wurde das Ziel Baikal-Region-Auftritt auf der ITB wieder ins Visier genommen und vereinbart, dass Baikalplan einen Entwurf vorlegen würde. Noch vor Weihnachten wurde dann wieder zurück in Dresden kräftig gebrainstormt und schließlich ein Slogan für den Stand "Deep blue - tief blau! Discover Lake Baikal - Entdecke den Baikalsee!" gefunden. Die grafische Umsetzung übernahm trotz Diplomarbeit unser langjähriger Designer Thomas Kehr, besser als Tom² bekannt ( www.hellograph.de). Stand der Dinge im Moment ist die technische Umsetzung des Designs durch eine bulgarische Messebaufirma sowie die anhaltend anstrengende Kommunikation mit russischen Behörden und deren diversen Befindlichkeiten... Kurz nach der Mitgliederversammlung 2007 wird das Ergebnis auf der ITB zu bewundern sein und Baikalplan in Deutschland als offizieller Pressesprecher der Baikalseeregion in Aktion treten!

3. Medien

Unterstützung der Anti-Erdöl-Pipeline-Kampagne am Nordufer des Baikalsees

• Durch die selbstständige und journalistisch gut aufgearbeitete Recherche von Johanna Kant, eine unserer Baikalplanpraktikantinnen 2006, konnten wir die Anstrengungen von Baikalwave und anderen russischen NGO's zur Verhinderung der Erdöltrasse nahe des Baikalsee-Nordufers mit einem persönlichen Brief an Wladimir Putin und einem detaillierten Internetauftritt, einer begleitenden Presseaktion sowie der Hilfe von Klaus Bednarz vom WDR gegen das geplante Vorhaben unterstützen. Wir sind uns sicher ;-) , dass W. Putin's Reaktion auf die Proteste während des Tomsker Wirtschaftsgipfels mit Angela Merkel im März 2006 natürlich ausschließlich mit unserer deutsch-russischen Pressekampagne zu tun hatte und die Erdölpipeline in der für den Baikalsee gefährlichen Region durch den Präsidenten persönlich untersagt wurde...

GBT-Presse

• Das Pressejahr begann mit einem lang erwarteten Fernsehbeitrag im ZDF und der üblichen Pressearbeit für GBT, die in Deutschland recht erfolgreich war, in Österreich und Der Schweiz leider nicht. Zum Abschluss der Jahresversammlung kam Radio Fritz für ein Interview mit Tom persönlich in Struppen vorbei, weniger Tage später war dann Claudia in Hessen zu hören.

Mangels Praktikanten lief die Pressearbeit nach Rückkehr der Teilnehmer aus Sibirien weniger konzertiert als in den vergangenen Jahren, letztlich erschienen aber trotzdem bundesweit wieder einige sehr umfangreiche Artikel.

4. Merchandising-Produkte: Baikalplan-Geschäfte

Kalender 2007

• Den Kalender 2007 gibt es nur, weil es den Kalender 2006 gab... Im Klartext heißt das, uns fehlte allen samt die rechte Kraft und Lust, das dem Kalender des Vorjahres außer dem Kalendarium identische Produkt an den rechten Mann zu bringen. Zwar gelang es, in das Barsortiment eines Buchhandelslieferanten namens Umbreit aufgenommen zu werden (nein, Tom ist nicht verwandt mit denen), aber der Absatz war alles in allem geringer als im Vorjahr. Geplant ist nun, mit Hilfe einer Firma einen Farbkalender für 2008 zu gestalten und auf diesem Wege ein größeres Publikum anzusprechen, zu häufig wurden wir mit dem Spruch: Och, der ist ja nur schwarz-weiß konfrontiert... Bisher ist aber in der Hinsicht kein Fortschritt zu vermelden und rein finanziell hat sich das Projekt insgesamt für uns gelohnt.

shop.baikalplan.de

• Insgesamt blieb der Umsatz etwas hinter unseren Erwartungen zurück, da vor allem der Versand mit Baikalkarten etwas abgenommen hat. Allerdings konnten wir diese "Verluste" durch die Ausweitung unseres Sortiment (u.a. Altai, Kamtschatka) ausgleichen, so dass der Shop auch in diesem Jahr erheblich zu unserem "Überleben" beigetragen hat.

5. Menschen

• Anfang des Jahres herrschte bei uns im Büro Hochbetrieb und wir konnten es kaum fassen, alle drei Praktikanten waren für uns wirklich ein GROSSE Hilfe. Christin Groba peppte vor allem www.baikalinfo.com mit interaktiven Grafiken auf, Anja Zimmermann übersetze Texte und überredete so manchen Zeitungsredakteur und Johanna Kant brachte die Pipeline-Geschichte ins Rollen. Hier deshalb noch einmal unser ganz besonderer Dank an alle Drei!

In der Folgezeit konnten wir entweder die Betreuung nicht sicher stellen oder die Bewerbungen überzeugten uns nicht und so blieb der Praktikantenschreibtisch unbesetzt.

6. Finanzen

Claudia Nikol/ Tom Umbreit
Dresden, den 26. Februar 2007

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