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Sommercamp '02

Die Dreizehn ist tatsächlich eine Glückszahl: Vor allem, wenn 13 ausziehen, den Baikal zu entdecken. Die Flugtickets waren pünktlich einen Tag vor Abflug im Briefkasten und was die Beanspruchung von Saschas Verbandskasten und Schamanenheilmitteln angeht, da schossen wir als Gruppe den absoluten Vogel ab: Ein zersägter Finger, zwei riesige Blasen, ein verbrühter Fuß und eine Magen-Darm-Epidemie, die die halbe Mannschaft für zwei Tage flach legte. Aber ansonsten..? - Verschmähten wir doch häufig als Glückskinder die Antiselbstbestimmungspille, die angeblich in russischen Gefilden des öfteren nötig ist. Und Sascha meinte, diesen herrlichen Sommer gäbe es ohnehin extra für uns.

Das einzige Wasser, das wir für drei Wochen sahen, war das tiefblaue des Baikals, in das wir regelmäßig eintauchten. Während über Dresden die Jahrhundertsintflut hereinbrach, zogen wir mit unseren Schlafsäcken an den steinigen Strand, um vor dem Einschlafen Sternschnuppen zu zählen. Zu Sonnenauf- und -untergangszeiten stürmten wir oft 500 Höhenmeter am Rande unserer Bucht Salif Begul hinauf, um dann die Beine an der Steilküste runterbaumeln zu lassen und zu genießen. Auch wenn wir uns dabei nicht erlaubten, die Essenzeiten zu verpassen. Höchstens gen Ende, als Essen unerwarteterweise doch in Arbeit ausartete. Es gab einfach zu viel von dem leckeren Zwieback mit Rosinen und dem heißen Kompott aus Trockenfrüchten, nicht zu vergessen natürlich Kascha, dem wir zunehmend unsere eigene Note verpassten.

Nach Rückkehr von zehn Tagen Baikal nach Irkutsk jagten uns kurzzeitig die Flutmeldungen aus Dresden den Schreck in die Knochen, aber ein ausgiebiges Picknick mit Melone und geräuchertem Käse am Fuße der Angara konnte die Gemüter beruhigen.. Es half auf keinen Fall, sich bei diesem Gedanken länger aufzuhalten und so erklommen wir lieber ohne Seil und doppelten Boden einige Felsen in der Taiga, wälzten Lebensphilosophien am allabendlichen Lagerfeuer und uns selbst im trockenen Laub, auf der Suche nach einem Taschenmesser versteht sich, um danach auch wirklich für die russische Banja in Irkutsk "reif" zu sein..
In der wir dann die letzte Melone des russischen Sommers schlachteten.

Zur Rückkehr in Dresden bekamen wir jeder einen Sandsack geschenkt und schickten uns an, unsere Behausungen in Augenschein zu nehmen und bei den Aufräumarbeiten das unsrige dazu zu tun. Es war ein unvergesslicher Sommer. Einer der zusammenschweißte, auch wenn wir danach zwangsläufig in alle 13 Himmelsrichtungen auseinander stoben....

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