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Was erwartet mich vor Ort?

Allgemein:

Eine beeindruckende Landschaft und Natur.
Die ganze Baikalregion hat einen besonderen Charme, egal ob Steppe oder Taiga, Sandbucht oder Steilküste, Nord- oder Südbaikal. Wer einmal da war, wird wissen, was damit gemeint ist.

Ein Abenteuer,
dessen Teilnehmer, aber genauso auch dessen Gestalter man ist. Gemeinsame Arbeit, Abende bei Lagerfeuer und Gesang, heißer Tee zu jeder Tageszeit und all das irgendwo am Baikal.

Was sollte man nicht erwarten?
Auf keinen Fall sollte man erwarten, dass alle Dinge, die man geplant hat oder die angekündigt wurden, auch erfüllt werden bzw. eintreten. Der Ort des Camps kann kurzfristig ganz woanders hin verlegt werden, bei Ausflügen kann es passieren, dass ein Boot oder Bus nicht kommt, oder eine Wanderung kann kurzfristig abgesagt werden. Hier sind Gelassenheit, aber auch Eigeninitiative sehr gefragt. Nicht alles ist in Russland im Voraus perfekt planbar und nicht alles planen Russen im Voraus!

Sicherheit:
Man wird sich nicht in dem Maße gegen alles Mögliche absichern können wie in Deutschland. Mitunter ist der nächste Arzt 2 Tage entfernt oder auch gar nicht erreichbar, weil man auf einer Insel ohne Funkgerät abgesetzt wird. Ansonsten ist Sibirien nicht gefährlicher als die meisten anderen abgelegenen Reiseziele auf der Welt. Dies trifft im übrigen auch auf die Kriminalität zu, solange man sich nicht im größeren Stil in die Politik oder die Wirtschaft einmischt.

Essen:

"Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht!"

Wer jetzt sagt, "genau so isses", der sollte entweder nicht nach Russland fahren oder abwägen, ob die Schönheit des Baikalsees nicht doch einen größeren Reiz ausübt, als dass man sie sich von Kascha (=Brei) und Co. vermiesen lassen könnte. Die Verpflegung auf russischen Camps ist eigentlich immer sehr ähnlich. Zum einen wird versucht, so oft wie möglich warm zu essen, zum anderen bringt das Kochen für eine größere Gruppe im Camp auch so einige Besonderheiten mit sich.

Gekocht wird meist über einem Lagerfeuer. Genutzt werden dafür 10-Liter-Metalleimer, die an einem Haken über das Feuer gehängt werden. Dieses Prinzip bedingt, dass es meist Suppe und oftmals sehr leckeren Fisch zu Essen gibt.

Zum Frühstück gibt es fast immer Kascha, d.h. abwechselnd Milchreis, Buchweizengrütze oder Haferflocken, meist verfeinert mit getrockneten Früchten. Ein derartiges Frühstück ist nicht jedermanns Sache, aber zum einen gibt es keine praktikable Alternative, zum anderen ist es einfach typisch russisch. Mit etwas Zimt kann man sein Frühstück übrigens noch verfeinern!

Mittags und abends wird meist eine Suppe gekocht, die in Russland immer etwas dünner ist als in Deutschland üblich. Wenn möglich, gibt es daneben sehr oft und sehr leckeren Fisch aus dem Baikal sowie Pilze und Beeren aus dem Wald. Zur Suppe gibt es meist Brot. Russen essen am Abend eigentlich immer warm und auch hier gilt: zur Suppe gibt es fast keine Alternative. Allerdings soll auch jedes Gastland an einem Tag einmal typisch "deutsch" oder eben "amerikanisch" kochen, so dass es zwischendurch etwas Abwechslung geben wird. Soweit möglich, gibt es zum Essen noch frischen Salat bzw. frisches Obst. Bitte bedenkt aber, alle Lebensmittel müssen über 14 Tage in der freien Natur, ohne Kühlschrank usw., lagerfähig sein, was die Auswahl erheblich einschränkt. Zu jeder Mahlzeit und oftmals zwischendurch trinkt man in Russland zudem schwarzen Tee.

Hilfreich ist es auf jeden Fall, wenn man sich in der Gruppe abspricht und ein paar Gewürze mitbringt, da die nach unseren Erfahrungen zumindest in der Campküche immer fehlen. Etwas Zimt zum Kascha sowie Pfeffer, Muskat, gekörnte Brühe etc. wiegen nicht viel, können einem das Leben aber sehr erleichtern.

spezifisch Russisch:

Russische Mentalität
An dieser Stelle soll es ein paar Vorbemerkungen zur russischen Mentalität geben. Diese Hinweise mögen bisweilen witzig oder auch abgedroschen klingen, sie sind aber unserer Ansicht nach sehr wichtig, um sich auf die vielfältigen Situationen einstellen und einlassen zu können.

Russische Demokratie
"Russische Demokratie ist, wenn alle sagen dürfen, was sie denken und einer entscheidet, was gemacht wird." Wir haben des Öfteren über diesen Satz gelacht, an seiner Wahrheit aber ebenso oft zu kämpfen gehabt. Die Russen sind keine Freunde von langen Debatten, egal worum es geht. Meistens fangen sie direkt an, etwas zu tun und beraten erst hinterher darüber, ob und wie gut das Ergebnis geworden ist. Damit klar zu kommen, ist nicht ganz leicht, zumal man als Deutscher den anderen Weg gewohnt und auch davon überzeugt ist, dass eine Diskussion im Voraus bereits einiges an Problemen zu klären vermag.

Gegen diese Mentalitätsfrage kann man ankämpfen, wird aber nur in den seltensten Fällen damit Erfolg haben. Wir haben daher die so genannte "Anti-Selbstbestimmungspille" eingeführt, die sich ein jeder, den diese Dinge gerade aufregen, schnell (- symbolisch -) einwerfen sollte. Ergo: Gelassenheit ist etwas, das man in Russland in großen Mengen gebrauchen aber auch lernen kann.

Termine und Absprachen
Termine sind in Russland sehr eng, aber auch teilweise sehr relativ zu verstehen. Wenn man selber irgendwo eingeladen oder verabredet ist, sollte man auf jeden Fall pünktlich erscheinen. Auch sind Absprachen, wie das morgendliche Aufstehen oder das Essenmachen, ernst zu nehmen. Zum einen erwartet das der Russe vom Deutschen, zum anderen ist es eine Frage der Höflichkeit.

Wird aber eine bestimmte Aktion, beispielsweise die Ankunft eines Busses oder der Beginn eines Ausfluges, mit einer genauen Zeit angekündigt, hat das lediglich orientierenden Charakter. Es kann genauso gut passieren, dass der Bus mit 5 Stunden Verspätung oder auch überhaupt nicht mehr an dem betreffenden Tag kommt. Bei den Camps sollte man sich auf so etwas einstellen und sich möglichst schnell damit arrangieren. Es wird in aller Regel nicht zu ändern sein. Also nicht verzweifeln, lieber ein paar Spiele anfangen oder ein Buch lesen.

Wie viel kann man einem ("verwöhnten") Deutschen zutrauen?
Diese Frage wird von den Russen recht pauschal mit "Nichts oder nicht viel" beantwortet. Das soll heißen, dass man uns schon Allerlei zutraut, aber das Überleben in der sibirischen Wildnis gehört nicht dazu. Zum Teil ist das sicher berechtigt, weil wir es heutzutage nicht mehr unbedingt gewohnt sind, für mehrere Tage ohne sanitäre Einrichtungen etc. irgendwo zu sein, wo der nächste Arzt 2 Tage (oder 300 km) entfernt ist und wo einem niemand irgendwie helfen kann. Andererseits haben viele schon allerhand Outdoor-Erfahrung bei diversen Touren gewonnen und sind durchaus in der Lage, allein zu überleben. Teilweise gehen die russischen Vorbehalte soweit, dass man nicht einmal alleine mit dem Bus oder dem Taxi fahren soll o.ä..

Man sollte um diese Einstellung der Russen wissen, sich nicht zu sehr darüber ärgern und stattdessen lieber versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Das ist nicht immer leicht, aber doch möglich und der Umgang im gegenseitigen Respekt ist hernach um so angenehmer und persönlicher. Nicht verzagen, wie immer helfen Gelassenheit und Anti-Selbstbestimmungspille!

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