Lena-Expedition 2002
18 Stunden Fahrt in zwei japanischen Minibussen sowie einem Uasik über Landstraßen, Schotterpisten und das Eis der Lena liegen hinter uns. Ebenso zwei Reifenpannen und ein Problem mit dem Automatikgetriebe. Wir sind in der Taiga, im Basislager der Peschera Botowskaja. Mit einer Ganglänge von derzeit 57 Kilometern ist sie die längste Höhle Russlands.
Unsere Fahrer brechen sofort zur Rückfahrt auf, wir gehen mit Säge und Axt in den Wald und hacken die nächsten zwei Tage Holz. Die Banja, die Wohn- und die Schlafhütte wollen geheizt werden. Der Höhleneingang selbst liegt 5 Kilometer bergaufwärts und auch hier heißt es zuerst Holz hacken. Zeit für einen Tee ist immer und die Karbidlampen benötigen schließlich auch Wasser!
Unsere alten Armeekombis lassen unsere Gruppe wie eine versprengte Partisaneneinheit aussehen. Aber wer sieht uns hier? Also ab ins Dunkel. Am Eingang erwarten uns traumhaft schöne Eiskristalle, Gänge mit perfekten Schlüssellochprofilen, glasklare Eisstalakmiten und an jeder Kreuzung eine Plakette. Diese dienen der Orientierung in der Höhle und sind bei fast 6000 Kreuzungspunkten auch dringend nötig."Ohne Licht und Plan gleich kaputt" sagt Sascha und hat damit wohl recht.
Nach fast einer Woche der Vorbereitung und Eingewöhnung legen wir endlich los. Einige arbeiten an einem ca. zwei Meter tiefen Schurf, nehmen Proben und zeichnen das Profil. Andere tauschen die alten Papierplaketten gegen Aluminiumplaketten aus, suchen nach neuen Gängen, nehmen Wasserproben und wieder andere filmen das Ganze.
Aber wir haben unsere Banja wohl zu oft geheizt. Erstmals seit Jahrzehnten regnet es im März und fast jeden Tag steigt das Thermometer über 0° Celsius. Auf unserer Wanderung über die Lena zu Alexej, einem Bärenjäger, sehen wir das Übel. Das Eis der Lena taut, die Fahrspuren sind teilweise 50 cm tief.
Wenige Tage später ist es Gewissheit. Unsere Minibusse hängen 90 Kilometer südlich fest, nur der Uasik hat sich von einem Ural bis zu uns schleppen lassen. Einige versuchen mit dem Uasik die Rückfahrt, 10 Stunden später haben sie 80 Kilometer des Weges geschafft. Der Rest wartet an der Lena, spielt Eishockey und versucht es per Anhalter. Alle 4 Stunden fährt ein Fahrzeug vorbei. Wir haben Glück denn ein Ural sammelt uns ein und schaukelt langsam in Richtung Schigallowo. Kurz vor dem Ziel steckt unser Uasik endgültig fest, nur mit Hilfe des Ural kommen wir weiter. Nach 25 Stunden sind wir in Irkutsk.