Zurück

Dresden-Irkutsk mit dem Bully IV.

Hagen Quasdorf am 24.7.03

Heute hat es in Irkutsk endlich angefangen zu regnen und es sieht nach einem langen Regen aus. O.K., so fangen normalerweise keine Grüße aus dem Urlaub an, aber nachdem es hier schon seit April im Umkreis von hunderten Kilometern brennt freue ich mich schon über etwas Löschwasser. Trotzdem wollen wir noch heute in den Sajan aufbrechen und den höchsten Berg (3500m) im Ostsajan besteigen.

Als kleinen Rückblick auf die Fahrt hier noch eine kleine Geschichte.


Herr Müller aus Elisavjanka

Auf unserer Fahrt von Krasnojarsk nach Irkutsk mussten wir die bisher schlimmsten Strassen über uns und unsere Fahrzeuge ergehen lassen. Stundenlang ging es auf Schotterpisten durch den Wald, bergauf, bergab. Damit uns die lieben Daheimgebliebenen dies auch später glauben werden, entschlossen wir uns also einige Fahrszenen auf Film zu bannen.

Wir positionierten also unseren Kameramann mit Stativ und Kamera am Straßenrand und mitten in den Mücken. Die Autos sollten sodann ueber die Bergkuppe gefahren kommen und die Kamera einen klassischen Schwenk vollführen. Ich fuhr also los, kam über die Kuppe, erspähte unseren Kameramann und eine Gestalt genau vor der Linse. Naja, die Szene war nicht im Kasten sondern im Eimer. Wer zum Teufel konnte uns das inmitten all der Mücken und viele Kilometer vom nächsten Dorf antun?!

Da stand er nun, Herr Müller aus Elisavjanka das wir einige Kilometer vorher durchfahren hatten. Wie die meissten Russen war er im Wald auf der Suche nach Beeren unterwegs. Nur war Herr Müller eben kein gewöhnlicher Russe. Hellblaue Augen, blondes Haar und dann noch dieser Name, er war Russlanddeutscher. In 15 Minuten erzählte er uns seine ganze Lebensgeschichte, die Schulzeit in Sankt Petersburg, die Zeit nach dem Krieg und dass es ihn immer wieder in sein Dorf mitten in der sibirischen Taiga zurückgezogen hat. Dabei musste ein Tuch wahlweise als Kopfbedeckung, Mückenklatsche und Taschentuch herhalten.

Als wir weiterfuhren waren wir gleich doppelt sauer. Zum einen hatte er uns unsere Filmaufnahmen vermasselt und zum anderen hätten wir gern unser Gespräch auf Film gebannt. Naja und unser Kameramann hatte gleich noch einen dritten Grund sauer zu sein. Am Vortag hatte dieser in einer feierlichen Zeremonie das Rauchen aufgegeben und jetzt steckte sich dieser Herr Müller vor seinen Augen eine frisch gedrehte Kippe an.

Poka
Hagen

Zurück