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Dresden-Irkutsk mit dem Bully II.

Claudia Löffler am 14.07.03:

Wir haben nur noch lächerliche 1200 Kilometer zurückzulegen, dann sind wir in Irkutsk! Also nur noch einmal Dresden-Rumänien, dit sitzen wir auf einer A-Backe ab ;-). Nun gut, ein paar Verluste sind zu verzeichnen. Des Bullys Lichtmaschine ist defekt, immerhin rollt er noch auf Batterie und die können wir mit wahlweise anschieben oder Abschleppen aktivieren. Per SMS haben wir halb Dresden aktiviert, so dass Tom heute mit einer neuen gen Osten fliegt. Ich hoffe, er hat auch noch eine Kamera im Gepaeck, denn diese meine hat sich auch verabschiedet, nachdem sie einen alten Transsibwaggon mit der Aufschrift "nadjeschda" = Hoffnung fotografieren sollte...

Ansonsten gibt es eigentlich nicht sooo viel zu berichten, der Alltag eines Roadies sieht ziemlich eintönig aus. Fahren, fahren nochmals Fahren. Aber nunmehr auf besseren Strassen und mit noch weniger Polizeikontrollen als im europäischen Teil Rossias. In den Nächten haben wir vor allem mit einer Plage zu kämpfen: Mücken!!! Die sumpfigen Gegenden, die wir durchqueren, sind voll davon. Wir können sie sogar schon nach Agressivitätsgrad einteilen. Manche sind wirklich zu blöd zum Stechen, die surren nur nervtötend rum, wenn ich zum Beispiel an die in der Gegend von Omsk denke... Als richtige Autofahrer und blutleere Mückenopfer (nein, auch Zedan hilft nicht wirklich!!!) sind wir zugegebenermaßen manchmal dermaßen dekadent, dass wir uns nach abgeschlossener Schlafplatzsuche irgendwo in einem Busch nahe unserer Marschrut nur noch über Funk unterhalten, jede Expedition nach draussen vermeiden und auffallend wenig trinken, wenn die Sonne (so gegen 11 bzw 12 Uhr nachts!!!!) hinterm Horizont verschwindet...

In zwei Tagen, so schätzen wir, werden wir unser Ziel Irkutsk erreicht haben, dann die völlig verdreckten Räder und Fahrzeuge einer Reinigung unterziehen und die Autos wohl erstmal mit zwar wohlwollendem, dennoch distanziertem Blick sich selbst überlassen. Wir hoffen, entweder auf der Datscha bei Ira und Gelija unsere Sportgerätschaften lagern zu können und die Autos in einer Avtostojanka zu parken. Sicher? Nee, isses bestimmt nicht, aber trotzdem ist es die einzige Variante, das Auto nicht gleich auf der Strasse irgendwelchen Tauge-oder Habenichtsen wohlfeilzubieten.

Gestern, das ist vielleicht noch erwähnenswert, haben wir unweit des Irkutsk-Hinweisschild-Fototermins unsere ersten Blini mit Smetana und Süßmilch gegessen. 12 Portionen a 2 Stück, die Besitzer waren amüsiert und freundlich, unser Zuckerhaushalt erneuert!

Jetzt im Anschluss an die Computersession (wieder in einem schwer zu findenden Hinterhof, aber immerhin am Prospekt Mira - eine deutschsprechende Russin hat uns persönlich hingeleitet ;-)) heisst es wieder: Kompassnavigation durch den Großstadtdschungel. Ein Schild, was uns den Weg weisen könnte??? Njeto! Die einzige vorbildliche Großtadt war, was die Ausschilderung betrifft, Novosibirsk! Aus Omsk bspw. bringe ich eine abstruse Zeichnung eines Feuerwehrmanns mit, der uns den Weg aus der Stadt weisen wollte... nichtsdestotrotz haben wir noch ca. eine Stunde Stadtrundfahrt absolviert. Aber Wasser fuer die leeren Tanks unserer Camper gabs reichlich! Wasser, genau, das trinke ich jetzt. Aus einem Wasserspender hier im Internetcafe! Es sind immer ein paar Details in russichen Einrichtungen, die einen dezent drauf hinweisen, dass man sich nicht mehr in der Sowjetära befindet. Das nämlich ist man gewillt zu glauben, wenn man an den (häufig brach liegenden) Sovchosen oder Kolchosen vorbeidüst und noch Hammer und Sichel und Roter Stern grüßen!

Bis bald in Irkutsk i do skorogo an die, die wir dort treffen -
Klava

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